Das 21. Jahrhundert beginnt – … und wie geht es weiter?
Es ging gleich weiter mit der nächsten Herausforderung, die sehr gut gemeistert wurde: der Ausrichtung des Wiernsheimer Konzertabends im April 2000. Doch der nächste Umbruch stand schon bevor. Chorleiter Hans-Dieter Schulz musste sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, stand aber bis zum Finden eines neuen Chorleiters dem Verein weiterhin zur Verfügung. Bettina Hudak übernahm das Amt der 2. Vorsitzenden und gab dafür die Aufgabe als Kinderchorleiterin ab – doch nicht in fremde Hände, sondern an Daniela Garbatzki, die bereits schon den Jugendchor Chordination leitete. Bei der Chorleitersuche war dem Verein das Glück hold: Thomas Ungerer übernahm im Sommer 2000 die musikalische Leitung von Männerchor und Ohrwurm. Die erste große gemeinsame Veranstaltung war das Konzert „Winterträume“ im Februar in der Waldenserhalle in Pinache, eine abwechslungsreiche, gut gelungene Veranstaltung, bei der alle Gruppen des Vereins aktiv waren. Im Gegensatz zu den früheren Jahresfeiern hatte man sich für Konzertbestuhlung entschieden und die Bewirtung ins Foyer verlegt, eine Idee die beim Publikum durchweg gut ankam. Einen schönen Erfolg konnten Männerchor und Ohrwurm beim Freundschaftssingen in Enzweihingen im Mai 2001 verbuchen, sowohl mit ihren Einzeldarbietungen als auch vor allem mit den gemeinsamen Liedern. Im Oktober ging es nochmals rund als Veranstalter eines Konzertes Junger Chöre unter dem Motto „Love is in the Air“. Harmonisch arbeiteten Jung und Alt bei diesem Konzert zusammen: Planung, Dekoration und Gesang waren Aufgabe des Ohrwurm, die Bewirtung (wiederum im Foyer) wurde routiniert vom Männerchor und einigen Sängerfrauen übernommen. Nach wie vor fehlte es an Männern, sowohl im Männerchor als auch im Ohrwurm, bei dem die Frauen deutlich in der Überzahl waren. Wie sollte man das bewerkstelligen? Jede Werbeaktion schien ungehört zu verhallen. Vielleicht ging es doch einzig und allein über die Qualität des Singens und das Repertoire? Mit großer Genauigkeit und Ausdauer machte sich Thomas Ungerer daran, bei beiden Chören die gesangliche Qualität zu verbessern. Stimmbildung, Atem- und Lockerungsübungen bildeten fortan den Auftakt jeder Chorprobe. Den Männerchor führte er an das ein oder andere moderne Lied heran, den Ohrwurm machte er auch mit traditioneller Chorliteratur vertraut. Um ganz sich ganz besonders intensiv auf ein Konzert vorzubereiten, starteten der Ohrwurm und ein großer Teil des Männerchores im September 2002 zum ersten Mal zu einem Probenwochenende; eine gute und effektive neue Art des Erarbeitens des Repertoires, die außerdem sehr viel Spaß bereitet und seither fester Bestandteil in jeder Jahresplanung ist. Doch bevor die Ergebnisse dem Wiernsheimer Publikum präsentiert werden konnten, stand im Oktober eine weitere Reise an: Anlässlich des 20jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der Wiernsheimer Partnergemeinde Pinasca starteten 2 Reisebusse nach Norditalien, einer davon gut gefüllt mit den jungen und etwas älteren Wiernsheimer Sängerinnen und Sängern aus dem Jugendchor Chordination, dem Ohrwurm, dem Männerchor und einigen Familienangehörigen der Aktiven. Vier wunderbare, ereignisreiche Tage waren das! Die ganz im Zeichen Südamerikas stehende Jahresfeier „La Fiesta“ im Oktober 2002 war die letzte Veranstaltung, bei der der Männerchor mitwirkte. Im Dezember 2002 beschloss der Männerchor seine Auflösung. Seit 145 Jahren gab es ihn, in guten und in schlechten Zeiten, doch die wenigen verbliebenen Männer sahen zu diesem Zeitpunkt keinen anderen Weg mehr als den der Auflösung. Trotzdem, nach dem Grundsatz „Jedes Ende bietet auch die Chance für einen Neubeginn“ wurde Anfang 2003 ein gemischter Chor gegründet, der im Gegensatz zum Ohrwurm eher die traditionelle Chorliteratur, überwiegend in deutscher Sprache singen würde und der den Männern des aufgelösten Männerchores weiterhin die Möglichkeit zum Singen unter dem Dach des Liederkranz Wiernsheim geben sollte. Doch nach einem guten halben Jahr musste man erkennen, dass zu dieser Zeit in Wiernsheim kein Interesse bestand an einem gemischten Chor. Schade, auch dieser Weg schien zu diesem Zeitpunkt keine Zukunft zu haben und wurde deshalb im Juli 2003 beendet.
Ganz anders ging es in 2003 bei den KidsHits und Chordination zu. Daniela Rieger (geb. Garbatzki) hatte eigens für ihre Chöre das Musical „Der Wunderwald“ geschrieben. Aufgeführt wurde es am 11. und 12. Oktober in der Waldenserhalle und wurde ein grandioser Erfolg. Eine weitere Aufführung fand daraufhin im Dezember in Heimsheim statt.
War es für den Ohrwurm 2003 in punkto Konzerte eher ruhig, so stand 2004 wieder eine Menge auf dem Programm. Mit dem Konzert „Thank you for the Music“ wurde im April das 10jährige Bestehen des Ohrwurm gefeiert. Eine gut gefüllte Waldenserhalle, tolle Chorvorträge, ausgelassene Stimmung – mehr konnte man sich für das Jubiläum nicht wünschen. Ganz neue Wege ging der Verein im November 2004 mit einem Friedenskonzert in der evangelischen Kirche in Wiernsheim, einem inhaltlich wie musikalisch anspruchsvollem Konzert, das nicht Unterhaltung und Bewirtung als Hauptanliegen hatte, sondern zum Nachdenken anregen sollte. Für die Mundharmonikagruppe war das Mitwirken in diesem Konzert der letzte große Auftritt als Gruppe des Liederkranz. In der Besetzung der Gruppe waren durch tragische Ereignisse personelle Änderungen unvermeidbar geworden. In Weissach wurden neue Mitglieder gefunden, durch die das Weitermusizieren überhaupt nur möglich war. Seit Anfang 2006 tritt die Gruppe nun als Mundharmonikagruppe Wiernsheim-Weissach auf.
2005 übernahm der Liederkranz die Ausrichtung des Wiernsheimer Konzertabends. Eigens dafür wurde ein Projektchor mit Sängerinnen und Sängern aus allen vier Wiernsheimer Ortsteilen gegründet. In wechselnden Formationen, als reiner Frauenchor, reiner Männerchor und als gemischter Chor wurde im Juni des Jahres zusammen mit einem Orchester ein anspruchsvoller Abend unter dem Motto „Von der Oper bis zum Musical“ gestaltet. Mit Begeisterung auf allen Seiten, bei den Mitwirkenden genauso wie beim Publikum.
Ein komplett anderes Gemeinschaftsprojekt gab es im Herbst 2005. „Neue deutsche Welle“ stand auf dem Programm. Der Ohrwurm, mehrere andere Junge Chöre und ein Projektchor plus die Lehrerband der Verbandsschule Platte brachten eine mordsmäßige Stimmung in die fast schon überfüllte Waldenserhalle.
Auch in 2006 waren die musikalischen Aktivitäten vom Gedanken des Zusammenwirkens mit anderen Musizierenden geprägt. Los ging es im März mit dem Jubiläumskonzert „11 Jahre KidsHits“, im Juni gab es zusammen mit der Bläserformation Wersche Brass eine sehr stimmungsvolle Sommerserenade vor der evangelischen Kirche in Wiernsheim und im Herbst stand wieder eine Kooperation mit der Verbandsschule Platte auf dem Programm: „Mozart meets Friends“.
So unterschiedliche Musik, so viele Variationen bei der Gestaltung der Programme, so viele verschiedene Kooperationen – irgendwie waren unsere Veranstaltungen der ersten sieben Jahre der ersten Dekade eine perfekte Vorbereitung auf das Ereignis des Jahres 2007: das Jubiläum 150 Jahre Liederkranz Wiernsheim. Und das wurde gebührend gefeiert. Im Sommer mit einem Festbankett und mit einem großen Jubiläumskonzert. Die drei Chöre des Liederkranz - KidsHits und Chordination unter der Leitung von Daniela Rieger sowie der Ohrwurm und Sänger des ehemaligen Männerchores unter der Leitung von Thomas Ungerer - und dazu alle Männerchöre der Wiernsheimer Teilorte und der Gospelchor Iptingen füllten einen musikalischen Bilderbogen über diese 150 Jahre.
Den krönenden Abschluss bildete im Dezember 2007 ein musikalisches Theaterereignis, das man in dieser Art in Wiernsheim noch nicht erlebt hatte: Die Aufführung des Musicals Scrooge nach der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Und wieder einmal war es eine Kooperation mit Schülern der Verbandschule Platte. Unter der Gesamtleitung von Thomas Ungerer und Regie der Lehrerin und Theaterpädagogin Karin Winter gestalteten und erlebten unsere 55 Liederkranz-Sängerinnen und -sänger, sowie 40 Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis neun ein außergewöhnliches Projekt. In zwei Aufführungen in der jedes Mal voll besetzten Waldenserhalle brachten sie das begeisterte Publikum zum Staunen darüber, auf welchem hohen Niveau absolute Laieninterpreten- und Darsteller auf und vor der Bühne sangen und agierten.