Die goldenen 20er und die schweren 30er Jahre


Von Juli 1919 an konnten die Singstunden wieder aufgenommen werden. Durch Weihnachtsfeiern, Sommer- und Waldfeste, Ausflüge usw. wurde das Zusammengehörigkeitsgefühl der Sänger gestützt und gestärkt.

Am 1. Februar 1919 beschlossen die Mitglieder in ihrer Generalversammlung (im Gasthaus Adler), dem Arbeitersängerbund beizutreten sobald die finanzielle Lage des Vereins dies zulasse.

1922 schloss sich der Liederkranz dem in Mühlacker neu gegründeten „Enzgau“ an.

Die Inflation brachte auch in die Kasse des Liederkranz große Turbulenzen. Bei der Mitgliederversammlung im Juli 1922 wurde noch eine Erhöhung des monatlichen Mitgliedsbeitrags von 2 Mark auf 5 Mark beschlossen, im Januar 1923 waren es schon 30 Mark pro Monat, von April bis Juni 1923 stieg der Beitrag gar auf 1.000 Mark. Nach Einführung der Rentenmark wurde durch die Generalversammlung im Februar 1924 der Monatsbeitrag wieder auf moderate 25 Pfg. festgesetzt.

Die schlechte Kassenlage ließ 1924 immer wieder Überlegungen aufkommen, aus dem Gau und dem Sängerbund auszutreten; im November 1924 wurde beschlossen, sofort den Austritt zu erklären.

Über einen Mangel an Sängern und Mitgliedern brauchte sich der Liederkranz in diesen Jahren dagegen ganz und gar nicht beklagen. 1924 nahm der Verein zum ersten Mal nach dem Krieg wieder an einem Wertungssingen teil und erhielt in Birkenfeld das Prädikat „sehr gut“. Auch beim Sängerfest in Ottenhöfen im Juni 1928 konnte der Verein unter seinem Dirigenten Talmon einen 1a Preis erringen.

Zu Beginn der 30er Jahre ließ der Singstundenbesuch jedoch so sehr zu wünschen übrig, dass die gesamte Vorstandschaft mit Rücktritt drohte, sollte sich die Situation nicht deutlich bessern. Es wurde besser und so beging der Verein sein 75jähriges Jubiläum vom 11. bis 13. Juni 1932 mit einem schönen und harmonischen Fest. Wie bei solchen Jubiläen üblich, fand auch ein Gesangswettstreit statt, an dem sich 15 Vereine beteiligten. Angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Vereine und ihrer Mitglieder gab es statt der seither üblichen Pokale Geldpreise für die Vereine.

1934 konnte wiederum ein großer musikalischer Erfolg verbucht werden: Mit 34 Sängern nahm der Verein beim Schwäbischen Landessängerfest in Heilbronn teil. Unter dem Dirigenten Talmon wurde mit dem Lied „Übers Jahr mein Schatz“ die Note „vorzüglich“ und damit ein 1. Preis im einfachen Volksgesang erreicht.

Mit der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 wurden auch die Gesangvereine gleichgeschaltet. Sämtliche Lieder durften nur noch vom Schwäbischen Sängerbund geliefert werden, jeder Verein musste ein Exemplar der Deutschen Sängerzeitung beziehen und im Vereinslokal aufhängen, die seitherigen Vorstände wurden nun zu „Vereinsführern“. Unter diesen reglementierten Bedingungen verloren viel Sänger die Freude am Singen. Hinzu kam die schlechte wirtschaftliche Lage. Das Leben vieler Sänger war von Arbeitslosigkeit und Geldmangel geprägt. So ging bis zum Jahre 1935 die Mitgliederzahl um 20 Personen zurück.