Die Gründerjahre


Der hiesige Kirchenkonvent hat sich bey seiner letzten Zusammentretung berathen im Betreff der Sonntag Schüler bey den langen Winternächten, daß eine Nachschule zum Rechnen und theilweiße zum Singen durch den Lehrgehilfen Spöhrer abgehalten werden solle und zwar 2 Stund in der Nacht abends 6 bis 8 Uhr, ausgenommen an Sonntagen, Feiertagen und Samstag nicht".

Durch diesen im Gemeinderatsprotokoll von Wiernsheim im November 1855 protokollierten Beschluss kam es zu den ersten Zusammenkünften, bei denen gemeinsam gesungen wurde - 1855 unter dem Lehrgehilfen Spöhrer und 1956 unter dem Lehrgehilfen Schroth. Im Herbst 1857 beschlossen 28 Mitglieder der zu dieser Nachschule angehaltenen ledigen Schüler, förmlich einen Liederkranz zu gründen. Am 28. Oktober 1857 wurde die Probe abgelegt und mit weiteren nachbarlichen Liederkränzen eine Fahne geweiht. Diese Fahne wurde von der Tochter des damaligen Pfarrers Hauf gestickt. Die Kosten von 110 fl 55 xr wurden von der Gemeindekasse bezahlt. So blieb die Fahne Eigentum der Gemeinde und wurde im Rathaus aufbewahrt.

Gründungsurkunde von 1857

Die Kriege 1866 und 1870/71 störten die zunächst ruhige Weiterentwicklung des Vereins und führten schließlich wohl zum Erliegen der Vereinsaktivität. Nach einem alten Protokoll wurde der Verein am 10. Dezember 1877 wiedergegründet; er zählte damals 33 Mitglieder. Am 18. November 1883 schlossen sich abermals einige Mitglieder zu einer Neugründung des Vereins zusammen. Die Dirigenten, häufig zugleich Kassierer und Schriftführer, waren meist Unterlehrer.

In finanzieller Sicht waren diese ersten Jahre für den Verein schwierig. In der Kasse herrschte Ebbe und so ersuchte der Verein um einen Zuschuss aus der Gemeindekasse, um die Vergütung aufzubringen für die Gesangslehre. Zum Heizen des Übungslokals erhielt der Verein außerdem jährlich unentgeltlich einen Raummeter Buchescheiter oder Prügel.

Im Jahre 1878 beteiligte sich der Verein bei einem Sängerfest in Leonberg zum ersten Mal an einem Preisgesang. Unter der Leitung von Lehrer Reinöhl wurde das Lied "Nun bricht aus allen Zweigen" vorgetragen. Als Ehrengabe erhielten die Sänger eine Gitarre. Auch in den Folgejahren beteiligten sich sie Sänger immer wieder an Wertungs- und Preissingen - meist mit gutem Erfolg.